Übrig bleiben dabei je Rebstock nur 10 bis 12 Knospen, sogenannte Augen, am einjährigen Holz.
Aus den Knospen treiben ab ca. Ende April die Trauben tragenden Triebe.

Je nach Erziehungssystem belassen wir ein bis zwei Fruchtruten je Rebstock, die später am Draht gebunden beziehungsweise gegürtet werden, oder Zapfen, ganz kurze Ruten einjährigen Holzes, die seitlich vom Rebstock abstehen.

Bei den üblichen Minusgraden im Januar und Februar bringt der Rebschnitt uns Winzer nicht ins Schwitzen, sondern erfordert eher zwei bis drei Lagen unter der Daunenjacke und gelegentlich einen Schluck Glühwein. Nach der hektischen Vorweihnachtszeit ist es an klaren und sonnigen Tagen eine herrlich besinnliche Arbeit.

Dabei halten wir uns an drei Schnittregeln, die noch aus der Römerzeit stammen:
• Die Tragruten sind vom einjährigen Holz, das auf zweijährigem Holz steht, zu schneiden.
• Zapfen zum Verjüngen anzuschneiden.
• Der Schnitt soll vom Auge weggeführt werden.

Diese Arbeit entfällt dort, wo die Zapfen angeschnitten wurden.

Die bei uns vorherrschende Erziehung ist die am Drahtrahmen, wobei die Fruchtrute über den oberen Draht gezogen und am unteren Draht befestigt wird. Durch das Festbinden bleibt die Rute gut fixiert und behält ihre Position auch unter der zunehmenden Traubenlast bis zur Lese.

Während wir heute feine Metalldrähtchen als Bindematerial verwenden, stellten unsere Vorfahren nicht nur die Weinbergspfähle, sogenannte Stickel, sondern auch das Bindematerial selbst her. Dazu wurden Weidenruten geschnitten, 8 bis 14 Tage gewässert und zu handlichen Bündeln gepackt. Diese alte Technik kann man heute beispielsweise bei einem Besuch im Leutesdorfer Dorfmuseum nachvollziehen (http://www.leutesdorf-rhein.de/geschichte/leutesdorfer-dorfmuseum.html).

Durch die feuchte Witterung in dieser Jahreszeit lassen sich die Reben problemlos biegen und das Abbrechen der Reben kann vermieden werden. Und eins ist gewiss: Von der Sonne werden wir schon bald wieder verwöhnt.